Kunstverein das Damianstor e.V. Bruchsal

2003 - 2007

  

  

  

2007

Klasse Volker Lehnert

Dirk Hupe

Stefan Kunze

Peter Riek

Ren Rong

 

2006

  Helge Hommes

  Horst Peter Schlotter

  Kunstpreis "30x30x30"

  Andreas Widmer

  Thomas P. Kausel

 

2005

  Sibylle Schlageter

  3 MalerInnen aus  Baden

  Harry Meyer

  Bernd Hennig

  Hubert Huber

 

2004

  Angelika Summa

  Reiner Nepita

  Hans Sieverding

  Lorenzo Mardaresco

 

2003

   Alexandra Deutsch

   Edda Jachens

   Joh. Helbling-Felix

   Hans Thomann

   Ulrich Klieber

  


 

Ausstellungsprogramm 2007:

11.02. - 11.03: Klasse Volker Lehnert: "Augenweite"; Malerei/Zeichnungen

Zugegeben: Junge Kunst hat Konjunktur, alle Welt will junge Kunst. Für den einen ist sie der Inbegriff des Innovativen und Unverbrauchten (was sich dann allerdings oft sehr schnell verbraucht oder nur als oberflächlich neu erweist). Für die anderen ist sie ein Produkt, das Zukunftspotential verheißt, auch Risiko, auch vermeintliche Rendite (und wird die nicht eingelöst, gibt es immerhin die Chance, nach einiger Zeit auf noch jüngere zu setzen). Für andere geht es vor allem um das Gefühl, zu fördern und zu unterstützen (und das Soziale schiebt sich ein wenig vor das Künstlerische). Also reden wir lieber von den Arbeiten junger Künstlerinnen und Künstler, die kraftvoll, weil überzeugend, eine origi­näre Anschauung vermitteln. Von diesen Arbeiten geht eine doppelte Faszination aus: Diejenige des Überraschenden, ja der Verblüffung, und diejenige einer Art Versprechen in die Zukunft. Das Moment des Überraschenden liegt darin, dass solche Arbeiten etwas ein wenig Voraussetzungsloses haben. Wir wissen nicht, was vorher war und freuen uns am Auftauchen im Hier und Jetzt. Bei älteren Künstlern sind wir gewohnt, die Qualität und Authentizität einer Arbeit als Resultat zu sehen, als Summe langjährigen, vielleicht lebens­langen Bemühens. Die Stärke ist Summe langer Erfahrung und innerer Konsequenz, die wir in der Kenntnis des Werkes nachvollziehen können. Beim jungen Künstler, wohl wissend, dass er vielleicht mehr als andere von außen Anregungen aufnimmt, Vorhandenes durchdenkt und verarbeitet (und was wäre ein Studium sonst), steht das Ergebnis immer als Anfang vor Augen, der eine Fülle weiterer, womöglich größerer Möglichkeiten in sich trägt. Für dieses scheinbar vorbedingungslose, fast unerklärliche Auftauchen einer geistigen Leistung hatten frühere Epochen den Begriff und die Vorstellung des Genialen - oder wenigstens den des Wunderbaren. Wir sind da viel nüchterner, stehen aber vor dem gleichen Phänomen.Jeden Ast wollte ich als Kind malen. Als  Kind, als ich kindlich malte. Mal, was du siehst! Aber ich sehe soviele Äste, wenn ich den Wald male, dass  ich so viele Äste weglassen muss. Helge Hommes hat begriffen, Strukturen entdeckt. Daraus baut er ein Modell. Das Modell "Wald". Mit einer Demut, die erkannt hat, dass selbst die Komplexität seines Modells noch undurchdringlich war. So können nur Ausschnitte sichtbar werden. Und so malt Helge Hommes keinen Baum und keine Bäume. Er nähert sich mit dem Modell "Wald" im Modell schwarzgrüner Strukturen an. Und er sucht das Modell in einem Spannungsfeld zwischen dem Auge, das ein Netzhautbild weiterreicht, und der Einsicht, dass nur die Klarheit der Form eine Klarheit des Erkennens spiegeln und ihrerseits weiterleiten kann: an den Betrachter.

Volker Lehnert

 

siehe auch http://www.ecultart.de/index.php?newsid=277


25.03. - 22.04: Dirk Hupe: Objekte und Installationen

Sprache in ihrer visuellen Form, der Schrift, ist das wichtigste Element in den Arbeiten von Dirk Hupe. Sprache allgemein, die Möglichkeit sich und etwas auszudrücken, ist Thema seiner Kunst. Diese beginnt mit dem Schreiben von Texten, von experimentellen Texten. Wovon diese Texte genau handeln, was sie erzählen oder beschreiben, läßt sich nicht sagen, da nicht viel von ihnen übrig bleibt. Die Sprache wird, sobald sie "verschriftlicht" ist, bearbeitet. Die Texte werden mit dem Kopierer und dem Computer rauf- und runtergefahren, die Schrift bricht aus, die Texte werden zerschnitten und zerrissen, die Worte "aufgebrochen". Der so verfremdete Buchstabe, eben noch Exemplar eines gängigen Schrifttyps, hat nun ganz individuelle Züge, einen eigenen Charakter. Er hat beinah etwasvon einer Hieroglphe. Ein im Zusammenhang mit anderen Buchstaben und Wörtern eben noch diskursiv verständlicehr Text ist damit zum unverständlichen Fragment geworden. Der Schlag gegen die Schrift trifft das wichtigste Medium menschlicher Kommunikation, die Sprache. Aber wenn man die Fragmente als das ansieht, was sie nun sind, nämlich Bestandteil von Kunstwerken, wird deutlich, daß sie nicht verstummt sind.

Gerhard Finckh


13.05. - 10.06: Stefan Kunze: "Archiv Heimat"; Malerei/Zeichnungen/Installationen/Video

Einzelne Farbflecken, aus der Landschaft heraus genommen, verbinden sich mit Bäumen, Wiesen und Hügelketten. Sie verwischen und sie erschaffen Gegenstände: Schmucklose Einfamilienhäuser aus den 50er Jahren, Autos wie aus einem Spielzeugkasten, Flugzeuge wie aus dem Kintopp von Fox Tönender Wochenschau. Grün, Rot und Blau lassen einen Sommerzeppelin leise vorübergleiten. Ein Windstoß von Licht und die tiefen Schlagschatten einer Kindheit. Keine Nahsicht, keine Feinzeichnung. Flüchtige Momente einer Topographie, eine verwirrende Übersicht. Die raue Leinwand ist dafür zugleich ein eng begrenzter, aber nach allen Seiten hin offener Raum. Mit raffinierten Reizen des Malerischen und mit einem feinen lyrischem Nerv. Denn sämtliche Fragmente und Versatzstücke entstammen als Fundstücke einem Archiv. Der Begriff Heimat wird nun unvermittelt zu einem Teil unserer Erinnerung. Das Archiv Heimat. Damit ist alles gesagt, nicht im Detail, aber im Großen und Ganzen.

Das Haus, das Eigenheim, das eigene Heim, vom Volk verehrt mit Inbrunst und Zuversicht. Gleichsam einem Altar; einer Religion, der weit mehr Achtung zukommt, als einer guten Erziehung, einem humanistischen Bildungsideal, einem scharfen Verstand oder einem feinsinnigen kulturellen Gespür. Ordnung, Einteilung und Verwaltung. Massenkonsumindustrieller Esprit und eine persilgeschrubbte Hausordnung bedingen hier einander in den bürgerlichen Tugenden: Fleiß und Sparsamkeit. Und Erholungsgebiete. Dionysisch ist dies allerdings nicht gemeint. Haus und Lebensplanung unterstehen der strengen und klaren Geometrie der Zisterzienser und des Pietismus. Ora et Labora.

Wolf Pehlke


16.09. - 14.10: Peter Riek: Zeichnungen - Malerei - Plastik

 Peter Riek, geboren 1960, beschäftigt sich fast ausschließlich mit der Zeichnung in ihren verschiedensten Spielarten. Neben Zeichnungen auf Papier oder Holz stehen raumbezogene Installationen, Wandzeichnungen, Eisenzeichnungen und Straßenzeichnungen. Gemeinsam ist allen Arbeiten ein abstrakt organischer Formenkanon, der sich über die Jahre langsam entwickelt. Die stillen poetischen Zeichnungen die von Vergänglichkeit und Melancholie handeln, zeugen gleichzeitig von  geglückten Momenten abstrakter Schönheit. Peter Riek studierte an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, wurde unter anderem mit der Kunststiftung, der Cité des Arts Paris und dem Elsass-Stipendium des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland machten ihn als Zeichner überregional bekannt.


21.10. - 18.11: Ren Rong: Bilder, Objekte                          

In Ren Rongs Objekten, Papierschnitten und Installationen verschmelzen Motive und Techniken aus der jahrhundertealten Volkstradition Chinas mit seriellen und konzeptuellen Prinzipien der Gegenwartskunst zu einer fruchtbaren Synthese. Die Vielfalt der Chinesischen Schriftzeichen, die zwei Jahrtausende lang als Bilderschrift die Leistungen der Hochkultur des Reiches der Mitte unverändert überliefern konnte, kalligraphische Elemente, sowie die Tradition der Rollbilder und Siegelschnitte klingen in Ren Rongs Gestalt des "Pflanzenmenschen" an.

Aus der Distanz zur eigenen Kultur und in der Konfrontation mit der modernen Kunst Europas hat sich Ren Rong ein sehr persöhnliches künstlerisches Vokabular erarbeitet, mit dem er seine eigenen Identität behaupten und Zeichen für die Anderen setzen kann. Zeichen, die von einer außergewöhnlichen Vitalität und einem ungebrochenen Optimismus zeugen:

Ein positiver Entwurf ..., mit dem der Künstler die unterschiedlichen Vorstellungen von Wirklichkeit in Asien ubnd Europa zu einer kraftvollen Einheit fügen will.

Sepp Hiekisch-Picard

 


Ausstellungsprogramm 2006:

12.02. - 12.03: Helge Hommes: " ... mit der Leere als Gewand 1"; Malerei

Helge Hommes: Ohne Titel, 2003, Öl auf Leinwand, 230x450 cm

Schwarze und grüne Farbe ergibt einen Schwarzton mit einem Grünstich. Es entsteht eine Nuance, die die ungegenständliche Schwärze im Lichtschein zu etwas Materiellem ausfallen lässt.

Geäst ist die Struktur des Baumes. Es ist grundlegend. Es ist nicht tot. Der Baum im Winter ist reines Geäst. In seiner Ruhephase zeigt sich reine Struktur. Luft riecht nicht, kein lärmender Vogel. Der Mensch ganz Beobachter, ganz begreifendes Auge.

Der Wald ist unendlich. Jeden Ast wollte ich als Kind malen. Als  Kind, als ich kindlich malte. Mal, was du siehst! Aber ich sehe soviele Äste, wenn ich den Wald male, dass  ich so viele Äste weglassen muss. Helge Hommes hat begriffen, Strukturen entdeckt. Daraus baut er ein Modell. Das Modell "Wald". Mit einer Demut, die erkannt hat, dass selbst die Komplexität seines Modells noch undurchdringlich war. So können nur Ausschnitte sichtbar werden. Und so malt Helge Hommes keinen Baum und keine Bäume. Er nähert sich mit dem Modell "Wald" im Modell schwarzgrüner Strukturen an.Und er sucht das Modell in einem Spannungsfeld zwischen dem Auge, das ein Netzhautbild weiterreicht, und der Einsicht, dass nur die Klarheit der Form eine Klarheit des Erkennens spiegeln und ihrerseits weiterleiten kann: an den Betrachter.

Joachim Geil


02.04 - 30.04. Horst Peter Schlotter: Malerei, Zeichnungen

Horst Peter Schlotter: "Roll over Rose II", 2005, Print, Acryl, Pigment auf Canvas 140x82cm

Seit einiger Zeit beschäftigt sich H.P.Schlotter mit Collageserien ,in denen er vorgefundenes Bildmaterial verarbeitet.Dabei wurden auch  fragmentarische Bildzitate anderer künstlerischer Werke verwendet.So in der Serie `Secret Life´,bei der in einer Arbeit  ein Teil von Duchamps großem Glas zum Hauptmotiv wurde.

Die Bilder entstehen jüngst auch .als  Übermalungen von vergrössert  auf Leinwand  gedruckten Collagen. In der Ausstellung im Damianstor zeigt H.P.Schlotter eine neue Serie zur `Duchamp-Verarbeitung´unter dem Titel `Roll Over Rrose´.

Darüber hinaus werden in der Ausstellung Collagen und Malerei auf Leinwand, sowie Objekte präsentiert.


18.06 - 16.07. "30 x 30 x 30" Wettbewerbsausstellung       

Kunstpreis "30 x 30 x 30"

Anlässlich seines 30 jährigen Bestehens veranstaltete der Kunstverein Bruchsal "Das Damianstor" e.V. einen internationalen Kunstwettbewerb mit dem Titel "30 x 30 x 30". Europaweit kamen über 500 Anfragen dazu. Die genauen Wettbewerbsbedingungen gibt es hier. Einsendeschluss war der 01.04.2006. Es kamen 226 Fotos von Arbeiten herein, so dass die Jury und der Verein viel zu tun hatten. Von den 78 Arbeiten, die in die Endauswahl des Wettbewerbs gelangt sind, werden in der Jubiläumsausstellung im Kunstverein Bruchsal 76 gezeigt. Den Kunstpreis "30x30x30" des Kunstvereins "Das Damianstor" dotiert mit einem Preisgeld von 2000€ gewann Evelyn Kopp aus Königsbach-Stein. Er wurde ihr im Rahmen der Jubiläumsfeier im Kammermusiksaal des Schlosses am 17.06.2006 von Bürgermeister Ulli Hockenberger überreicht.

Evelyn Kopp: "Bodo", 2006, Reliev in Wachs 30x30cm

Der Kunstpreis wird gefördert durch die staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (SSG)


17.09. - 15.10. Andreas Widmer: Objekte, Installationen

Einfache Dinge

Sie sind es und sie sind es nicht: einfache Transformationen und Neuinterpretationen entheben Objekte des Alltags ihres normalen Gebrauchs. Sie zeugen von Momenten scharfer Klarheit oder einem Schmunzeln, von überraschender Schönheit oder von Schmerz.

Das Naheliegende im wahrsten Sinn des Wortes, in seiner physischen Beschaffenheit und seinem spezifischen Gebrauch – und sei es auch das (Ausstellungs-) Gebäude, ist Ausgangspunkt der Arbeiten. Einige der Werke entstehen vor Ort.


22.10 - 19.11. Thomas P. Kausel: Malerei

Thomas P. Kausel: 5 verschiedene Cobalt-Pigmente: BLAU B 35, BLAU B 28, BLAU B 74, GELB Y 40 UND COBALTGRÜN G 50, 2004, Öl auf Leinwand, 80x70 cm

Professor Eugen Gomringer:

"mit kausel setzt ein neues überdenken an, was eigentlich farbe ist und was farbe in der kunst bewirkt und  wie farbe sich darstellt".

Thomas P. Kausel begnügt sich nicht mit dem optischen Erscheinungsbild von Farbe, mit ihrem Aussehen, sondern fragt: Was ist Farbsubstanz? Woraus besteht sie? Was hat sie für Qualitäten? Wie "funktioniert" sie? Da sie stets aus mindestens Bindemittel und Pigment zusammengesetzt ist, erforscht er die Pigmente - das sind die farbgebenden Substanzen - und ihre Eigenschaften. Wie Materie unserem Auge erscheint, wie das auffallende Licht absorbiert, reflektiert und gebeugt wird, hängt allein von der chemischen Struktur ihrer Moleküle und ihrem physikalischem Aufbau ab: appearance follows substance.

Christian Mayr


Ausstellungsprogramm 2005:

13.02. - 13.03: Sibylle Schlageter: Zeichnungen

Sibylle Schlageter: Luke, 1999, Mischtechnik auf Papier, 70x50 cm

Mit der menschlichen Figur hat sich Sibylle Schlageter lange und intensiv beschäftigt. Seit einigen Jahren ist es nun vorwiegend der architektonisch geprägte Raum, den ihre Bilder umkreisen. Kantige Blöcke, die sich vor uns auftürmen, winkelige Treppenanlagen, deren Lauf wir erst erschließen müssen, kubusförmige Gerüste, die sich uns in den Weg stellen. Dynamisch führen Dachfirste in die Tiefe, weiten schräge Flächen unseren Blick.

Es sind Ausschnitte unserer vertrauten Umgebung: eine Kellertreppe, ein Baugerüst, die Reihe der Schornsteine am Haus gegenüber. Dennoch sind Schlageters Arbeiten weit mehr als ein Capriccio aus naturalistischen Versatzstücken. Zwar ist ihr Ausgangspunkt die städtische Architektur mit den oft strengen  Reihungen  oder  der  rhythmischen Verspannung von Einzelelementen. Der Blick aus dem Atelierfenster: ein Vorrat an Formen. Aber die Künstlerin löst das gewählte Gefüge aus seiner Umgebung und komprimiert es förmlich vor unseren Augen. Sie wählt dazu neben der Zeichnung mit Graphitstift die Malerei und die Collagetechnik. Eine Palette zwischen Schwarz und Weiß - Sibylle Schlageter reduziert die Farbigkeit der Dinge, konzentriert sich auf sensible Tonwerte, die ohne kräftige Farben auskommen. Ihre Stärke liegt in der Nuancierung. Unzählige Graustufen und Beigetöne sind in Kreide und Papier vertreten, ein sattes Schwarz steht neben einem halbdurchscheinenden bläulichen Ton oder besitzt einen bräunlichen Schimmer.

 


03.04. - 01.05: Maler/Innen aus Baden

Eva Schaeuble, Rolf Behm, Isolde Wawrin: Malerei, Bildobjekte

 

Ein unvergessliches Erlebnis war für die drei damals in den 70er Jahren an der Malerakademie Karlsruhe Studierenden ein zweiwöchiger Aufenthalt in der Villa Romana mit der Klasse von Markus Lüpertz. Nach dem Studium trennten sich die Wege. 25 Jahre später finden sie zusammen zu zwei Austellungen in Offenburg und Bruchsal um die Vitalität ihrer Arbeiten zu zeigen.

 


05.06. - 03.07: Harry Meyer: Malerei - Zeichnungen

Inkubator Die Zeit, Öl, Kasein auf Leinen, 140x95cm

 

Zu allen Zeiten und in allen Kulturen wurde dem Traum prophetische Kraft zugeschrieben. Die dem »Inkubator« wortverwandte »Inkubation« bedeutet ja bekanntermaßen, an heiligen Stätten zu schlafen, um im Traum Rat auf drängende Fragen oder Heilung von Krankheit zu erhalten. Die natürliche »Zeit« für die Inkubation ist die Nacht als die Hüterin des Schlafes und der Träume. Vor diesem Hintergrund ergibt sich eine neue Bedeutungsebene für den Begriff »Umnachtung«. Die Menschen auf Inkubator Die Zeit sind im besten Sinne »um-nachtet«: sie sind geistig völlig bei sich und vollkommen konzentriert, der Überflutung durch äußere Sinnesreize enthoben, bereit und bereitet, den Rat und die Erkenntnis, die ihnen ihr Traum - oder, mit anderen Worten, ihre höchste Konzentration auf ihr innerstes Selbst und ihre intimste Einkehr zu sich selbst - bieten, zu empfangen. Aber ihre Ausgangslagen sind nicht gleich: der im oberen Bildteil befindliche, liegende Mensch, der so starr wirkt, ist der eigentlich Aktive: er hat sich der Inkubation bewußt unterworfen, er will den Rat, die Erkenntnis bzw. deren Offenbarung willentlich und vorsätzlich herbeiführen. Die beiden Menschen der unteren Bildhälfte sind zwar aufmerksam, aber eher abwartend, sie wollen prüfen und betrachten, bevor sie partizipieren, sie stehen für die bedächtigere Natur.

 


11.09. - 09.10: Bernd Hennig: "Kopf-Stehen"

Skulpturen, Installationen

Der Blick in das Atelier von Bernd Hennig erfasst ein kleines Universum. Reduziert auf wenige Materialien, breitet sich eine Ansammlung disparater Gegenstände aus, die ungewöhnlich wirken, jedoch vertraute Züge haben. Es ist eine künstliche, eigensinnige Welt von Dingen, die in einzelnen Aspekten oder auch als Ganzes durchaus Ähnlichkeiten zu unserer Lebenswelt aufweist. Die Szene gleicht einer Ausstellung in einer Galerie oder einem Museum. Für derartige Arrangements hat sich der Begriff "Installationen" etabliert, der an das Einrichten von technischen Anlagen in Gebäuden erinnert, dessen Bedeutung aber auch die "Amtseinweisungen eines Geistlichen" einbezieht. Das französische Wort "installer" meint "Einrichten, ausstatten, in ein Amt einsetzen". Sowohl in der technischen Installation als auch in der Amtseinsetzung liegt etwas, was einer künstlerischen Installation Struktur geben könnte. Ein System von Wasser-, Heizungs- oder Gasleitungen bildet einen funktionalen Zusammenhang, basierend auf einem System von Beziehungen. Die "höheren Weihen" eines geistlichen Amtes könnten als leicht gebrochene Metapher für die leichte Verschiebung vom technisch-funktionalen Bereich in einen solchen künstlerischer Sinngebung oder wenigstens oder wenigstens in ein System möglicher Bedeutung stehen.


30.10. - 27.11: Hubert Huber: Multivisionen

 ...ich... 2004, UV-Druck auf Glas, 40x30 cm

 

Ausstellungstitel: ...dig.

Digitale Projekte, dargestellt als Multivisionen und Drucke. Zur Eröffnung und am Ende der Ausstellung werden die Multivisionen als Beamerpräsentationen vorgeführt. In der Ausstellung werden von den Projekten .weg., .tri., .bie. und .ich. Einzelbilder der Multivisionen als UV-Drucke auf Glas ausgestellt.

 

.weg. 2000              "Auf dem Jakobsweg"                                          Ton: Raida Gang "Raache Kruifera"

.tri. 2001                 "Brennendes Eis"                                    Ton: Klaus Hatting, Josef Hruby, Peter Kretz

.bie. 2002               "Genuß für Leib & Seele"  c Kloster Andechs    Ton: Biermsl Blosn "Prosit con fuoco

.ich. 2004                "Biografie"                                          Ton: Gesangsgruppe Eberwein "Eisenkeilnest"

Siehe auch www.kuenstlerliste.de/huber


 

 Ausstellungsprogramm 2004:

 

15.02. - 30.03: Angelika Summa: Drahtarbeiten;

Angelika Summa: Installationsansicht, Draht

Draht ist formbar und relativ beständig; Draht taugt dazu, verschiedene Teile miteinander zu verbinden, eignet sich als Leitung ebenso wie als Zaun. Die Vielseitigkeit der Verwendung verleiht ihm gar metaphorische Kraft. Daß "jemand auf Draht ist", meint, er ist geschickt, klug im Bewältigen außergewöhnlicher Lebenssituationen. Aber auch das Moment des Improvisierens schwingt in solcher Zuschreibung immer mit. Draht ist ein sehr ambivalentes Multitalent, ohne das unsere moderne Industriegesellschaft nicht denkbar wäre. Für die Bildhauerin Angelika Summa ist Draht in seiner allgemeinsten Bedeutung Sinnbild dieser Gesellschaft. Sie zu ertragen, sich darin zurecht zu finden, darin zu bestehen ist für sie gleichbedeutend mit dem kreativen Bemühen, dem Draht eine ihr gemäße Form aufzuzwingen. Dabei werden die spezifischen Eigenschaften des Drahtes von ihr gleichermaßen genutzt, umgedeutet und hintergangen. So ist die einmal gefundene Form ihres Drahtwerkes natürlich sakrosankt - die prinzipielle Formbarkeit des Drahtes bleibt nur als Idee erhalten. 


15.04. - 30.05: Reiner Nepita: Malerei auf Papier und Leinwand

Reiner Nepita: Ohne Titel, 2003, 120 x 100 cm Öl, Graphit, Acryl, Leinwand

In der Linie steckt ein ganzer Kosmos des Lebens, vielleicht kann man es die geschriebene Philosophie des Künstlers nennen. Dabei erreicht er Lesbarkeit durch atmosphärische Übertragung, Keine Bedeutung ist verabredet, es sind Chiffren, die der Künstler für sein eigenes Weltverständnis entwickelt hat. Was wir davon ablesen können, ist unser gemeinsamer Anteil an der Welt mit ihm. Man sieht den Duktus eines Striches, das Auf- und Abschwellen der Konturen, ihren regelmäßig fließenden oder sich abrupt ändernden Verlauf. All diese Bewegungen sind Übertragungen einer körperlichen Arbeit, geben einen Empfindungsrhythmus wider, der aussagekräftig ist. Kein Plan kann die Realität ersetzen, das Bild hat für ihn nicht eine bloße, konkret gedankliche Existenz, sondern ist Abbild des Lebens: es wächst, bildet sich aus, erlangt schließlich Reife. Rainer Nepita ist ein Betrachtender, der das sehr ernst nimmt, was für alle Künstler gilt - mit den Augen leben. Das bedeutet: alles aufnehmen, was für die eigene Wahrnehmung von Belang ist. Die Botschaft, die der Künstler gibt, ist keine Nachricht, sondern es sind Zeichen, die Maler setzen, eine Welt, in die wir uns hineinversetzen können, nicht ohne Voraussetzung, aber mit einem zarten Echo - selbst der leisesten Klänge.

Rainer Braxmaier, 2003


19.09. - 31.10: Hans Sieverding: Holzschnitt - Bilder

Hans Sieverding: Ohne Titel, 2003, 120 x 110 cm Kreide auf Leinwand

Mit Hans Sieverding wird hier ein Künstier vorgstellt, dessen Arbeiten sich einer vorschnellen Aneignung widersetzen. Seine Bilder lassen komplexe Sinnbilder in prägnanten Formulierungen erscheinen, die vom Betrachter erst ergründet und gleichsam mit den Blicken ertastet werden müssen. Wir erfahren die Bildwelten Sieverdings wie ein unbekanntes Gegenüber, für dessen Verständnis unsere gewohnheitsmäßigen Aneignungsmuster und unser alltäglich verwendetes Vokabular kaum als das geeignete Hilfsmittel in Frage kommen. Sieverding setzt verschiedene, sich wechselseitig befragende Spannungsbezüge aus Figurationen (menschlichen Gestalten, Landschaftselementen und Natur) und Abstraktionen ins Bild, läßt unterschiedliche Bildentwürfe aufeinander reagieren und erprobt dabei immer neue Wege des Gestalterischen. In seinen Bildern stehen nicht die endgültig fertigen Motive im Mittelpunkt, sondern vielmehr die  prozessualen,  offenen Schritte einer Annäherung,

Detlef Stein


07.11. - 12.12: Lorenzo Mardaresco: Ikonen und Video-Installationen

Lorenzo Mardaresco: Installation in Paris 2003, Chapelle St.Louis de la Sâlpetriàre

Der von Mardaresco gesuchte und postulierte Begriff Ikone, als Zeugnis der orthodoxen Kultur gilt für uns heute als Subjekt der Beständigkeit und Unangefochtenheit und wird von dem Künstler mit etwas Neuem, in unseren Augen Beständigen gleichgesetzt. Es ist eine Herausforderung an den Betrachter, den vom Künstler angesetzten Gedankengang zu verfolgen und zu vervollständigen. Es ist nicht der erhobene Zeigefinger eines Intellektuellen, der die Gesellschaft auf den neuen Weg der Tugend bringt, der von apostolischen Gedanken getragen den einzig richtigen Weg zeigen möchte. Es geht vielmehr um einen Wink und um ein Zeichen dafür, uns zu zeigen, wo wir uns befinden.

Mardaresco nutzt dafür eine alte Tradition in der er selbst seine Kindheit und Jugend verbrachte. Er ist kein Ortsfremder, der sich erdreistet mit fremden Erfahrungen und Traditionen zu experimentieren, sondern jemand der direkt aus diesem Kulturkreis stammt und das Mysterium der orthodoxen Gläubigkeit erlebt hat. Mardaresco ist in einer orthodoxen Familie aufgewachsen. Sein Großvater, ein orthodoxer Prieser, übte großen Einfluß auf die Psyche des Kindes aus, die in einer Faszination für die Spiritualität und vor allem für die mannigfache Bilderwelt dieser Religion mündete. Diese Faszination veranlaßte den Künstler seit seinem vierzehnten Lebensjahr alle seine Schulferien im Monastir Neamt zu verbringen, um dort in der Ikonenwerkstatt zu arbeiten.

Die Ausstellung Lorenzo Mardarescos im Bruchsaler Kunstverein ist eine Aktion, in der mehrere Aspekte zusammenfließen. Mit seiner Präsentation gelingt es dem Künstler, sich auf die Wurzeln seiner Kunst zurückzubesinnen, sie aber nicht devot nachzubeten, sondern wichtige Aspekte des gesellschaftlichen Lebens einzubeziehen. In seinen Ikonen bleibt Mardaresco nicht nur formal der Tradition treu, sondern setzt das um, was mittlerweile durch die Gesellschaft ritualisiert zu einer Art "Ikone" wird, durch die man die Welt sieht und die dort ablaufenden Bilder bestaunt. Die Wiederholbarkeit der Fernsehbilder hat für Mardaresco eine ähnliche Bedeutung wie das früher vorgegebene Ikonenthema, das nicht neu erfunden zu werden brauchte, sondern ständig kopiert wurde. Die alte Kunst lebte aus der Wiederholung des Vorbildes. Die neue Kunst glaubt immer etwas Neues zu erfinden und merkt gar nicht, daß ihre Kontinuität eine Rezeption des Vorhandenen und dessen kreative Tradierung ist.

Richard Zacharuk

Siehe auch www.kunstwerk-exclusiv.de

Ausstellungsprogramm 2003:

 

16. 02. - 30. 03: Alexandra Deutsch: Objekte und Installationen

Alexandra Deutsch: "Gewächse", 2002, je ca. 68x65x25cm geschöpftes Papier usw.


13. 04. - 18. 05: Edda Jachens: Malerei, Bildobjekte

Edda Jachens: "Atmosphäre Blau 17 10 02", 50x50cm Acryl, Parafin, Wachspigment


25. 05. - 13. 07: Johannah Helbing-Felix: Zeichnungen, Luftfotografie

Johannah Helbling-Felix: "Tärnaby V2", 185x240cm, Kreide, Bleistift, Pastell auf Papier


14. 09. - 25. 10: Hans Thomann: Skulpturen, Bilder

Hans Thomann: Ohne Titel, 2002, Höhe 180cm, Fieberglas


09. 11. - 14. 12: Ulrich Klieber: "Domestic Scenes"

Ulrich Klieber: "Domestic Scenes l", 2002, 100 x 190 cm Acryl auf Leinwand

Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, den 9.11. um 11.00 Uhr. Einführung: Prof. Dr. Helmut G. Schütz.